Man nehme einen zylinderförmigen Resonanzkörper aus Holz und befestige an dessen Unterseite eine Membran, ähnlich einer Trommel. Aus dieser Membran entspringt eine einzige Saite, die zwischen Längsverstrebungen verläuft und an einem Saitenträger befestigt ist. So oder ähnlich könnte eine Bastelanleitung klingen, wollte man sich eine unikate Zupftrommel herstellen.
Ich bin mir sicher, dass eine von mir gebastelte Zupftrommel um Welten anders aussähe, als das wundervolle Gopichand, das ich vor Kurzem bei DAN MOI gefunden habe.
Das Gopichand, das auch Ektara, Hektar oder Yaktaro genannt wird, ist eine vedische Zupftrommel und eines der ältesten Zupfinstrumente Nordindiens. In Bangladesch und Pakistan ist es auch heute noch weit verbreitet und wird dort von Volkssängern und Wandermönchen zur Liedbegleitung genutzt.
Zum Glück habe ich mit dem Musikinstrumentenhandel DAN MOI eine Bezugsquelle gefunden, die fair, hersteller- und kundennah, die Faszination für handgemachte Klänge, Effektinstrumente und im Speziellen Maultrommeln lebt und liebt. Neben der großen Auswahl an Percussion-, Saiten-, Blas- und Effektinstrumenten begeistern mich, die persönliche Beziehung und das soziale Engagement, mit dem DAN MOI Instrumentenbauer und Maultrommel-Schmieden unterstützt. Allein die Vorstellung, dass ich ein Instrument in den Händen halte, das über viele Grenzen hinweg in einer kleinen Werkstatt oder Schmiede in Handarbeit hergestellt wurde, macht mich sehr demütig.
Das verbindende Element ist die Faszination und Begeisterung für besondere Klänge und Klangräume
Vor Jahren hatte ich erstmals ein Gopichand in der Hand, das mir und weiteren Kommilitonen in musiktherapeutischen Ausbildungsrunden zur Improvisation und als akustische Ausdrucksmöglichkeit diente. Der Klang des Gopichands kann mit dem Klang einer einzigen Gitarrensaite verglichen werden, wobei der Ton, durch das Zusammendrücken der Längsverstrebungen, moduliert werden kann.
In musikpädagogischen Stunden dient mir das Gopichand zur Erweiterung unseres Klangspektrums: wir lauschen fremdländischen Tönen, schließen die Augen und fokussieren uns ganz auf die akustischen Reize im Raum. Etwas einfallslos, ich gebe es zu, habe ich diese Stundenaktion Lausche-Übung genannt. Unsere Lausche-Übung ist über die Jahre hinweg zu einem Ritual geworden, das ich in allen Altersgruppen gern einbinde.
Es ermöglicht uns einen direkten Wechsel vom Laut zum Leise, bspw. nach einer Rhythmusaktion auf Floordrums. Dadurch gelingt es, vom körperlich aktiven Musizieren ins Rezeptive überzugehen und ganz nebenbei Konzentration und Fokussierung zu üben.
Die musikpädagogischen Einsatzmöglichkeiten des Gopichands sind jedoch weitaus vielfältiger: Das Vertonen von Geschichten fördert Fantasie und Kreativität. Mit einem kunterbunten Potpourri an Geräuschen und Effektinstrumenten, klassischen Musikinstrumenten als auch Natur- und Tierstimmen-Effekten macht es großen Spaß, Bildgeschichten eine faszinierende Geräuschkulisse, Klänge und Töne zu verleihen.
Als Signalinstrument kann das Gopichand ebenfalls bestimmte Musik- oder Bewegungsaktionen ankündigen, die dann in der gesamten Gruppe umgesetzt werden. Auch hier wird Aktion, zum Beispiel in Form einer Bewegung im Kreis, mit Rezeption, in Form der Konzentration auf das akustische Signal, kombiniert. Die Reaktion nach einem vereinbarten Tonsignal (in diesem Falle dem Klang des Gopichands) könnte beispielsweise ein Freeze sein.
In der Blog-Rubrik „Instrumente“ stelle ich nach und nach weitere Instrumente vor, die nicht zu den klassischen, und damit allgemein bekannten, Instrumenten der elementaren Musikpädagogik gehören.
Trotzdem tragen sie eindrucksvoll dazu bei,
ein aufkeimendes Musikinteresse schon in den frühen Kinderjahren
zur Begeisterung für die Materie Musik, Gesang und Klang heranwachsen zu lassen.