Tiermusiken

„Der Tierigent“ von Cornelia Boese und Manuela Olten (erschienen beim Gerstenberg Verlag) kommt in winzigem Format daher – passend zum kleinen Spatzen, der neben all‘ den großen und begabten Musikern klein und farblos erscheint. Alle Tiere versammeln sich im Stadtpark auf der großen Bühne. Sie haben ihre Instrumente mitgebracht, packen Kästen und Koffer aus und holen TUBA, HORN und POSAUNE, KONTRABASS und BRATSCHE hervor.

 

Im Publikum versammeln sich die ersten Gäste und es scheint ein vorfreudiges und aufgeregtes Gemurmel in der Luft zu liegen. Hier und da sind erste Töne zu vernehmen und jedes Tier findet sich auf seinem Platz und an seinem Instrument ein. Nur der kleine Spatz scheint nirgends gebraucht zu werden. Neugierig fliegt er umher und beobachtet das bunte Treiben der anderen Tiere. Der Dackel stimmt sein Instrument, der Affe hat sich am CELLO in Position gesetzt, auch die Giraffe lehnt lässig und gekonnt am KONTRABASS und wartet auf ihren Einsatz.

Der Spatz ist begeistert, staunt über Fuchs und Tiger, Bär und Elefant: hört BRATSCHE, FLÖTE und FAGOTT und MÖCHTE AUCH!

„Ich möchte auch!“, sagt er, und: „Das muss Spaß machen!“ Doch ganz egal, welchem Tier und welchem Klang er angetan ist, immer und immer wieder hört der kleine Spatz, dass er DAS nicht kann. Mal heißt es, er sei zu klein oder zu schwach, hat weder Tatzen noch ausreichend Puste.

„Aus dir wird nie ein Star, du Spatz!“ Traurig fliegt der kleine Spatz in die hinterste Reihe des Publikums, setzt sich stumm zwischen die wartende Meute und die Luft knistert vor Spannung. Ein PAUKENKNALL eröffnet das Konzert, das im nächsten Augenblick monströs und unkontrolliert schaurig durcheinander wirbelt. Elefant und Nashorn, Löwe und Schaf spielen kreuz und quer gegeneinander, zupfen Saiten, fiedeln, trällern, tuten, dröhnen. Der Fuchs wirft seine Flöte in hohem Bogen auf den Boden und steckt sich beide Zeigefinger in die Ohren.

Furchtbar muss es klingen, und auch, wenn es nicht explizit Erwähnung findet, gehe ich stark davon aus, dass dem Publikum das Fell zu Berge steht, dem Igel die Stacheln zittern und sich dem Flamingo das Gefieder sträubt.

Schließlich ist es der Fuchs, der in letzter Minute scharfsinnig die Lösung in die Menge ruft: Es bedarf einer Orchesterleitung! Und wer könnte da besser passen, als der kleine Spatz?!

 

Die Worte des Fuchses fliegen durch die Luft und der kleine Spatz überglücklich auf die Bühne. Mit erhobenem Haupt und schwarzem Zylinder wirkt der kleine Spatz gleich viel präsenter, reckt sich, verbeugt sich, hebt den Blick und streckt die Flügel …

Da sieh‘ mal einer an: Manchmal sind die Kleinsten die Größten! Ob das nun die Moral von der Geschicht‘ ist, weiß ich nicht. Ganz sicher weiß ich aber, dass das kleine Buch „Der Tierigent“ bei mir einen sehr großen Platz einnimmt. Kunterbunte, emotionsstarke und ganzseitige Bilder machen mächtig Eindruck und transportieren die wilde und tierische Interaktion und Geräuschkulisse herrlich und fantasievoll! Gekonnte Wortwahl und gereimte Verse in Paarreimform führen kindgerecht und fröhlich durch die Geschichte. Ganz nebenbei werden die Instrumente des Orchesters vorgestellt und laden zu einem dann doch noch bezaubernden Konzert auf der Freilichtbühne im Stadtpark ein.

Meine Eintrittskarte zum Tierkonzert habe ich übrigens vom Gerstenberg Verlag erhalten. Herzlichen Dank für das inspirierende Rezensionsexemplar „Der Tierigent“, das ganz sicher auch Einzug in meinen Musikstunden halten wird.

Bibliographie: „Der Tierigent“ von Cornelia Boese und Manuela Olten, erschienen beim Gerstenberg Verlag, 1. Auflage, 29.06.2023, 32 Seiten, Hardcover, durchgehend farbig illustriert, Altersempfehlung: ab 4 Jahren, Maße: 18 cm x 17 cm x 0,9 cm

ISBN: 978-3-8369-6200-1