In einer Welt voller Knall und Polter, Peng und Rabatz wünsche ich mir nichts sehnlicher, als ein klitzekleines bisschen Stille. Ich meine damit nicht die watteweiche, unhörbare Stille, sondern eher die Stille, die mich umgibt, wenn ich ganz allein in einer warmen Sommerwiese liege: Bienen summen, der Wind bewegt das grüne Gras; sanft und leise, aber nicht stumm. Oder die Stille, die dem Gezwitscher eines Vogels ausreichend Gehör bietet. Kein Bumsfallera und Tschingderassabum übertönen das Vogellied. Alles Laute ruht. Stille und Raum für die feinen Töne und Geräusche. Hör mal hin, wenn Du kannst und Dein Drumherum Dich lässt.
In unseren Musikstunden üben wir das Lauschen. Etwas poesielos, ich gebe es zu, nenne ich diese Aktion LAUSCHEÜBUNG. Wir legen uns auf den Boden und wer mag, darf die Augen schließen. Dann kommt unser LAUSCHESPRUCH, dem ein Ton oder Geräusch folgt. Im Frühling sind dies meist Vogelstimmen und Lockpfeifen, Vogelwasserpfeifen, Knackinsekten und Anderes. Im Herbst lauschen wir den Naturgeräuschen, wie dem Rain- oder Thundermaker, der Windpfeife oder Oceandrum. In meinem Lauschekoffer gibt es viele Effektinstrumente und Utensilien, die die Geräusche und Töne aus der Natur und Tierwelt nachahmen. Die Groowah Tube ist übrigens das seit Jahren beliebteste Lausche-Instrument in all‘ meinen kitainternen Musikgruppen. Der Sound der Groowah Tube klingt wie – tja, was soll ich sagen? Meine Musikkinder finden, es hört sich an, wie wenn ein Elefant laut pupst. Es ist ein gepustetes Remmidemmi, das sich aus einer hölzernen Resonanzkugel, rhythmisch dynamisch angeblasen, entfaltet, eben wie ein Elefantenpups. (Mehr dazu kannst Du demnächst in einem weiteren Beitrag und auch bei DAN MOI nachlesen.)
Moment mal: Elefantenpups? Dazu wollte ich an dieser Stelle eigentlich nicht näher eingehen. Vielmehr richtet sich dieser Blogbeitrag an das Laute Tamtam des Alltags, das uns so oft mit Gepolter, Rambazamba und Tumult umwirbelt. Meist schrillt schon morgens der Wecker voller Gegröle, abgelöst vom Getöse der Kaffeemaschine, während durch die Wand der Bohrhammer wie ein Donnerschlag aus der Nachbarwohnung durchdringt. Im Radio überstürzen sich die Radiomoderatoren und lärmen durch das Endgerät direkt zu mir in die Küche, in der ich in Rekordgeschwindigkeit diverse Schulstullen kunstvoll in Brotboxen drapiere und parallel dazu verbal die Sockensuche meines Mannes unterstütze.
Ach, was für ein Krach, denke ich und rufe laut (um die dominanten Nebengeräusche zu übertönen), dass ein akuter Aufbruch in Richtung Schule nötig wäre, um nicht zu spät zu kommen. Kaum ist mein Ruf verhallt, stürmen die Kinder spektakulär und begleitet durch einen Mordsradau die Treppe hinunter und samt Ranzen und „Tschüss“ aus der Haustür.
So beginnt mein Tag voller Krawall und Rabatz! Ich kann ein Lied davon singen!
Und obwohl ich mir oft ein klitzekleines bisschen Stille wünsche, liebe ich meine „Alltagsmusik“.
„WUM und BUM und die Damen DING DONG“, die in der großen Stadt in einer kleinen Straße im schmalen Haus wohnen, wissen ganz sicher wovon ich spreche. Sowohl große Stadt, als auch kleine Straße und schmales Haus befinden sich in einem lautstarken Bilderbuch von Brigitte Werner, das nicht nur mit seinem Titel „WUM und BUM und die Damen DING DONG“ von sich hören lässt! Birte Müller unterstreicht die witzige Geschichte und geräuschvollen Wortspielereien durch ihre SUPERDUPER COOLEN Illustrationen. Kunterbunt und knallig zeigen sich WUM und BUM und die Damen DING DONG von ihren ganz eigenen Seiten.
GESTATTEN: Hier kommen die HERREN WUM und BUM:
Herr Wum macht seinem Namen alle Ehre: er ist groß und meistens mächtig wütend. Er haut mit Schmackes gegen den Mülleimer und lässt seine Wut vom Keller bis zum Dach scheppern. Herr Bum wohnt nebenan und ist klein und rund – etwa so, wie die Topfdeckel, die er zu seiner Lieblings-Marschmusik im Takt zusammenschlägt. Herr Bum liebt laute Musik und seine Holzklotschen, die so schön auf dem Fußboden klackern. Alle Achtung! Und nun die DAMEN DING DONG:
Im Dachgeschoss wohnt die Dame Ding, die schöne Dinge und „Stehrümchen“ liebt. Frau Ding kauft bevorzugt Blumentöpfe und Porzellanpüppchen-Dinge. In ihrem Kleiderschrank bewahrt sie rosa Rüschen-Dinge auf. Und direkt gegenüber wohnt die Dame Dong, die, fasziniert von Musik und Klang, summt und singt und mit ihren winzigen Füßchen durch die Wohnung tänzelt. Nun ist es so, dass die Wände in dem schmalen Haus in der kleiner Straße inmitten der großen Stadt hauchdünn sind und jedes Geräusch vom Keller bis zum Dach gut hörbar ist.
Es kommt also, wie es kommen musste: es gibt Ärger. Herr Wum und Herr Bum und die Damen Ding und Dong geraten in einen mächtigen Streit, in dem es poltert und schließlich zu entscheiden gilt, ob alle 1. auseinander und in andere Wohnungen ziehen oder sich 2. gemeinsam zusammenraufen.
Es zeigt sich am Ende, dass die zweite Lösung die bessere ist. Alle finden sich zu Häppchendingern, Tirili und Bumsfallera zusammen und stellen fest, dass sie, trotz ihrer unterschiedlichen Vorlieben, ganz wunderbar und musikalisch unter dem Dach des schmalen Hauses harmonieren können.
Da staune ich doch sehr, wieviel Musik in einem einzigen Haus stecken kann.
Inspiriert durch das lebhafte Quartett sitze ich mit gespitztem Bleistift im Musikzimmer und tüftele an einem ebenso lauten Lied, in dem es auch scheppern und poltern muss! Unsere gängigen Musikinstrumente werde ich in jedem Fall um den ein oder anderen Topf und Deckel, Eimer und Kochlöffel aufstocken. Das darf bei unserem Lied „Das Lied vom Wum und Bum“ auf keinen Fall fehlen. Im digitalen Musikzimmer gibt es schon bald die Noten und Umsetzungsideen, damit auch Ihr Euer Zuhause mal so richtig schwingen und klingen lassen könnt.
„Wum und Bum und die Damen Ding Dong“ wurde mir vom Verlag Freies Geistesleben zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die lustig-laute Geschichte amüsiert und inspiriert. Die Texte von Brigitte Werner überschlagen sich wortwitzig und direkt und beben beim Vorlesen vor lauter Holterdipolter. Die Illustrationen von Birte Müller untermalen temperamentvoll, knallig bunt und emotionsgeladen und verschaffen der Geräuschkulisse aus dem schmalen Haus ein außergewöhnlich fideles Äußeres.
Bibliografie:
2. Auflage 2017, Autorin Brigitte Werner, Illustrationen von Birte Müller, gebunden, 36 Seiten, Hardcover, Format: 29.8 x 22.4 cm, ISBN 978-3-7725-2145-4, ab 4 Jahren, Verlag Freies Geistesleben