Am Anfang war die Note

Für unsere kitainternen Musikstunden sind Noten zunächst nicht primär wichtig. Wir lernen Lieder durch das Hören und Nachahmen einer Melodie. Damit sich Texte besser merken und verinnerlichen lassen, kombinieren wir Melodie und Text häufig mit verschiedenen Bewegungen und Gesten. Noten brauchen wir hierbei weder für das Nachsingen noch für eine passende gestische Begleitung.

Unsere Musik entsteht also vorerst in der Interaktion durch Spiegeln und Reproduzieren im Gruppenprozess. Wir singen im Chor und brauchen das nachahmenswerte Vorbild, das uns selbstwirksam werden lässt.

Für das rhythmische Begleiten unserer Lieder nutzen wir beispielsweise Bodypercussion und geben unserem Gruppengesang dadurch einen Grundschlag – einen gemeinsamen Puls. Auch Orff-Instrumente sind uns willkommene Rhythmusgeber, die uns unsere Musikzeit strukturieren.

 

Der Grundschlag ist die Basis der Notenwerte. Er sagt aus, wie die Zeit eines Liedes in gleichmäßige Abschnitte unterteilt wird. Wir setzen durch den Grundschlag also Impulse, die gleichmäßig aufeinanderfolgen und einem Puls ähneln. Wir klatschen diesen Puls mit unseren Händen oder patschen ihn auf die Oberschenkel. Dies tun wir intuitiv und durch Nachahmung der Gruppe. Wir finden also einen gemeinsamen Puls, auf Basis dessen wir unser Lied im Chor singen. Noten brauchen wir hierbei ebenfalls noch nicht.

 

Spätestens, wenn das Interesse aufkommt, ein bestimmtes Instrument erlernen zu wollen, sind Noten unerlässlich. Das Fundament dazu legen wir in unseren Musikstunden bereits an: wir beginnen basal, malen Kreise und Linien. Wir hören uns Musik an, die beispielsweise abgehackt klingt oder hüpft. Wollten wir diese Musik aufmalen oder aufschreiben, könnte es also naheliegen, dass wir auch unseren Buntstift hüpfend über das Blatt Papier bewegen. Es entstehen viele kleine Punkte. Eine Musik, die eher fließend und gebunden klingt, wird uns vielleicht dazu bewegen, dass wir unseren Buntstift auch über das Blatt fließen lassen. Es entstehen lange, vielleicht geschwungene Striche.

Musikspiele, wie diese, fördern Rezeption.

Das Aufnehmen und Verarbeiten musikalischer Inhalte ist subjektiv. Jeder erlebt Musik anders und so ist es auch erklärbar, dass durch das basale Musikmalen ganz unterschiedliche Bilder entstehen.

In den vergangenen Jahren habe ich viele Lieder und Melodien geschrieben, zu denen erste Notenbilder entstanden sind. Mit Ausdauer und Übung nähern wir uns, vom Abstrakten ausgehend, mehr und mehr der Notenschrift an.

Im Liederkoffer und der Flimmerkiste gibt es Ideen und melodische Anregungen zum Notenschreiben und -lesen. Gepaart mit ein wenig Zauber und Fantasie kommt der Rest von ganz allein.